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Die Schultüte: Vom Zuckertütenfürst



                                           und dem Ernst des Lebens












               Von Jan Lauer, Papa von Justus, Klasse 2C der Goethe-Schule



               Immer wenn ich zu Besuch bei meinen Eltern in der Lüneburger

               Heide  bin  und  dort  das  Familienalbum  von  meiner  Mutter


               herausgeholt  wird,  gehört  auch  selbstverständlich  das  Zeigen

               des  Bildes  meiner  Einschulung  dazu,  auf  dem  ich  „stolz  wie


               Bolle“ (wie man in Deutschland sagen würde) meine Schultüte


               präsentiere.


               Die Schultüte gehört in Deutschland zur Einschulung dazu wie


               Berliner zu Silvester, Plätzchen zu Weihnachten und der „Tatort“

               zum Sonntagabend. Generell ist die Einschulung in Deutschland


               eine große Sache. So laden Eltern oftmals Opas und Omas sowie


               Paten oder andere enge Freunde der Familie ein, um den ersten


               Schultag  zu  feiern.  Und  oft  müssen  die  ABC-Schützen,  wie

               Erstklässlerinnen  und  Erstklässler  noch  häufig  in  Deutschland


               genannt werden, sich von Verwandten und Freunden den Kopf

               tätscheln lassen und den Spruch über sich ergehen lassen, dass


               nun „der Ernst des Lebens beginne.“ Da freut man sich dann als


               neue  Schülerin  oder  Schüler,  wenn  man  sich  auf  der

               Familienfeier  in  einem  günstigen  Moment  von  den  nervigen


               Erwachsenen  und  ihren  guten  Ratschlägen  zurückziehen  kann


               und  endlich  seine  Schultüte,  die  in  der  Regel  in  ihrem

               kegelförmigen  oder  auch  sechseckigen  Bauch  reichlich  mit


               Süßigkeiten  (heutzutage  auch  mit  nützlichen  Dingen  wie


               Anziehsachen oder Ähnlichem) gefüllt ist, plündern kann.
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